Von der Vision zum Neu- und Umbau

Bilder: Walter Matter, Melchnau

Text: Peter Leuenberger, Melchnau

Gründliche Vorarbeiten
Bereits im Jahre 2007 durfte der Vorstand der Käsereigenossenschaft Melchnau mit dem damaligen Betriebsleiter Ruedi Hofer eine Horizonterweiterung betreffend Käsereisanierung erfahren. Zwei umgebaute Käsereien im Kanton Luzern wurden besichtigt. Unsere Produktionseinrichtungen aus dem Jahre 1985 mit 2 bis 3 Chargen pro Tag waren langsam reparaturanfällig geworden.

Unter der Leitung des ehemaligen Präsidenten Werner Widmer und dem neuen Betriebsleiter Hansjörg Trösch wurden im Herbst 2009 erste Vorabklärungen im Bezug möglicher Standorte eines Neu- und Umbaus getroffen. Zusammen mit der Firma Kalt AG (Planung/Produktion Käsereieinrichtungen) aus Lütisburg SG konnte schon bald einmal die Baueingabe gemacht werden (2011), welche auch bewilligt wurde.

 

Wieder Risse im Käsefertiger

Der Vorstand musste handeln, da der Käsefertiger aufgrund von Rissen im Kupfermantel schon zweimal geschweisst werden musste. Da im gleichen Jahr ein Preiszerfall bei Milch und Käse erfolgte, wurde das Bauprojekt aufgeschoben, jedoch weiter verfolgt und laufend angepasst.

 

Hürdenlauf

Im Frühling 2012 konnte den Genossenschaftern das heutige Projekt mit zwei Fertigern vorgestellt werden. Im folgenden Herbst an der ausserordentlichen Generalversammlung scheiterte das Bauprojekt an der Finanzierung speziell an der uneingeschränkten Solidarhaft. Der Vorstand war trotzdem vom Bauvorhaben überzeugt und verfolgte das Projekt weiter. An der Generalversammlung im April 2013 stimmten 28 Mitglieder dem Kredit von 4.1 Millionen Franken zu. Unsere Erwartung, die Baubewilligung zu erhalten und mit dem Bau möglichst rasch zu beginnen, erfüllte sich nicht. Wegen ein paar kleinen Änderungen gegenüber dem Projekt von 2011 mussten die Pläne in mehrfachen Ausführungen unsere nicht wenigen Amtsstellen noch einmal durchlaufen. Es brauchte viel Geduld.

Der ersehnte Baustart

Am 10. September 2013 konnte der Bauausschuss der Käsereigenossenschaft, Simon Duppenthaler (Präsident), Kurt Baumann (Kassier), Peter Leuenberger (Sekretär), Hansjörg Trösch (Betriebsleiter), Walter Matter (Bauführer Stv.), zusammen mit Christian Häusermann (Bauführer Kalt AG) mit Erleichterung den Startschuss für das Bauprojekt geben. Beim ganzen Umbau erbrachten die Mitglieder rund 1'300 Stunden Eigenleistung. Über die gesamte Bauzeit standen dem Baumeister mindestens zwei Mitglieder der Käsereigenossenschaft zur Verfügung. Dank gutem Wetter im Herbst und Winter kamen die Arbeiten zügig voran. Die Baumeisterarbeiten beim Neubau konnten im Januar 2014 abgeschlossen werden.

 

Demontage - Bausitzungen - Fassadenfarbe

Vom 10. Februar an wurde die Fabrikation für vier Monate unterbrochen. In drei intensiven Wochen wurden unter Eigenregie die alten Käsereieinrichtungen demontiert und ausgebaut. Zusätzlich mussten die Boden- und Wandbeläge in der alten Käserei abgespitzt werden. Bei den wöchentlichen Sitzungen (Bauausschuss/Bauführer) wurden die Arbeiten und Aufträge laufend überwacht und vergeben. Simon Duppenthaler legte praktisch jeden Tag selber Hand an. Er war immer präsent, um allfällige Entscheidungen zu treffen. Interessant waren die etlichen Bausitzungen. Bei Diskussionen über das Fliessschema (Steuerung – glich einem Schnittmuster), verstanden wir eher „Bahnhof“. Andererseits konnten wir bei einer Vergabe (grosser Auftrag) die Rabattprozente selber vorgeben. Eine Deckenschalung in Metall oder Holz (Auftrag 3’000.-) beschäftigte uns und den Bauführer mehrere Wochen. Auch die Bestimmung der Fassadenfarbe hatte es in sich. Zwei Bündel Farbvorschläge in RAL genügten nicht. Eine Person der Denkmalpflege brachte noch einmal 2 Bündel mit einer anderen Bezeichnung (EU konform?) ins Spiel und noch länger liess der Entscheid von Bern auf sich warten.

 

Alles am richtigen Ort - die neue Einrichtung

Ab Ende Februar wurde mit den Einrichtungs- und Montagearbeiten begonnen. Spezielles Handwerk war gefragt. Unendliche Schweiss- und Lötarbeiten der verschiedenen Kälte-, Lüftungs-, Heizungs-, Milch-, Schotten-, Wasser-, Reinigungs- und Abwasserleitungen mussten bewältigt werden. Beeindruckend ist die ganze Anlage, welche mit über 100 pneumatischen Ventilen gesteuert wird. Nach dem Wand- und Bodenanstrich wurden die zwei Käsefertiger (10‘000l/12‘000l), die Triplexwendepresse (3 mal 7 Stk.), das Käsekessi (Halbhartkäse), die Eiswasseranlage, die Schotten- und Milchtanks, die Plattenkühler, der Rahmtank, die zwei Pasteure, der Butterfertiger, die Reinigungskabine, die Kühlräume, die Käsebankungen, die Milchannahme, die Abfüllanlage für die Milchspezialitäten eingebaut. Verschiedene Elektroleitungen verbinden die Anlage mit der Steuerung.

Auf dem neusten Stand

Das sehr strenge Hygiene-und Qualitätssicherungskonzept BRC kann mit dem Um-und Neubau problemlos erfüllt werden. Der Einbau von Garderoben mit Dusche/WC (Männlein/Weiblein) war auch erforderlich. Mit Stolz und grosser Befriedigung konnten am 23. Juni 2014 die neuen Räumlichkeiten bezogen und die Fabrikation von Emmentalerkäse aufgenommen werden.

Jede Investition ist für die Zukunft. Packen wir’s an!